Die Ausstellung
Frührenaissance in Mitteldeutschland
Macht. Repräsentation. Frömmigkeit.
Die Ausstellung liefert einen umfassenden Blick auf die Kunst und Kultur in der mitteldeutschen Region während einer der aufregendsten Epochen deutscher Geschichte. Zentrale Person ist Ernst II. von Sachsen (1464–1513), Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt. Ehrgeizig war seine Ausgestaltung Halles zur herrschaftlichen Residenzstadt mit der Moritzburg, einem der frühesten Schlossbauten in Mitteldeutschland, wo im ausgehenden 15. Jahrhundert immer noch der spätgotische Stil dominierte. Der Landesherr und Kirchenfürst steht mit den anderen Bischöfen und Fürsten, auch mit seinen Brüdern Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen, in produktiver Konkurrenz.
Die gesellschaftlichen und künstlerischen Prozesse der Zeit um 1500 finden in einem Spannungsfeld zwischen bewährten Traditionen und gravierendem Modernisierungs- und Veränderungsdruck der Gesellschaft statt, was zu den beiden Großereignissen Reformation und Bauernkrieg führte. Der damit einhergehende Wandel von spätmittelalterlicher Kontinuität zu frühneuzeitlichem Aufbruch ist eng mit dem kulturellen Transfer des neuen Stils der Renaissance aus Italien nach Mitteldeutschland verbunden.
Neue Residenzen entstehen, Heiltümer werden gesammelt und in kostbare Reliquiare gehüllt, die Geschichte wird entdeckt und Wissen angereichert. Die Fürsten beauftragen namhafte Künstler aus Italien und Süddeutschland, die neue Impulse in die Region bringen. So wird in Wittenberg der Venezianer Jacopo de' Barbari Hofkünstler. Sein Nachfolger Lucas Cranach der Ältere wird den neuen Stil prägen. Viele weitere Künstler greifen die Impulse auf und schaffen zusammen einen ganz eigenen Stil: die mitteldeutsche Frührenaissance. Sie befassen sich mit Fragen der Komposition und Perspektive, schaffen große Altartafeln und intime Porträts, erkunden den menschlichen Körper und stehen dank der neuen Möglichkeiten der Druckgrafik in einem regen Austausch.