Frührenaissance in Mitteldeutschland
Macht. Repräsentation. Frömmigkeit.
24.11.2024 — 02.03.2025
Ein großer Umbruch vollzog sich in einer der bewegendsten Epochen der deutschen Geschichte: Neue Impulse veränderten Kunst und Kultur am Vorabend von Reformation und Bauernkrieg nachhaltig. Es entstand die mitteldeutsche Frührenaissance! Die Ausstellung bot einen umfassenden Blick auf die Kunst und Kultur in der mitteldeutschen Region während einer der aufregendsten Epochen deutscher Geschichte.

Es wurden etwa 250 Werke von Künstlern wie Albrecht Dürer, Martin Schongauer, Jacopo de' Barbari und Lucas Cranach dem Älteren aus 70 öffentlichen und privaten Sammlungen ebenso wie selten gezeigte Grafiken und kostbare Preziosen präsentiert.
Zahlreiche namhafte Werke kehrten dafür als Leihgaben aus internationalen Sammlungen nach Jahrhunderten erstmals wieder in die Region ihrer Entstehung oder ersten Präsentation zurück.
Weitere Informationen zur Ausstellung
Die Ausstellung lieferte einen umfassenden Blick auf die Kunst und Kultur in der mitteldeutschen Region während einer der aufregendsten Epochen deutscher Geschichte. Zentrale Person war Ernst II. von Sachsen (1464–1513), Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt. Ehrgeizig war seine Ausgestaltung Halles zur herrschaftlichen Residenzstadt mit der Moritzburg, einem der frühesten Schlossbauten in Mitteldeutschland, wo im ausgehenden 15. Jahrhundert immer noch der spätgotische Stil dominierte. Der Landesherr und Kirchenfürst stand mit den anderen Bischöfen und Fürsten, auch mit seinen Brüdern Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen, in produktiver Konkurrenz.


Die gesellschaftlichen und künstlerischen Prozesse der Zeit um 1500 fanden in einem Spannungsfeld zwischen bewährten Traditionen und gravierendem Modernisierungs- und Veränderungsdruck der Gesellschaft statt, was zu den beiden Großereignissen Reformation und Bauernkrieg führte. Der damit einhergehende Wandel von spätmittelalterlicher Kontinuität zu frühneuzeitlichem Aufbruch war eng mit dem kulturellen Transfer des neuen Stils der Renaissance aus Italien nach Mitteldeutschland verbunden.
Neue Residenzen entstanden, Heiltümer wurden gesammelt und in kostbare Reliquiare gehüllt, die Geschichte wurde entdeckt und Wissen angereichert. Die Fürsten beauftragten namhafte Künstler aus Italien und Süddeutschland, die neue Impulse in die Region brachten. So wurde in Wittenberg der Venezianer Jacopo de' Barbari Hofkünstler. Sein Nachfolger Lucas Cranach der Ältere prägte den neuen Stil. Viele weitere Künstler griffen die Impulse auf und schufen zusammen einen ganz eigenen Stil: die mitteldeutsche Frührenaissance. Sie befassten sich mit Fragen der Komposition und Perspektive, schafften große Altartafeln und intime Porträts, erkundeten den menschlichen Körper und standen dank der neuen Möglichkeiten der Druckgrafik in einem regen Austausch.


Neben den einzigartigen Kunstwerken konnten in der Ausstellung drei Medienstationen entdeckt werden. Darunter die erstmals als 3D-Modell erfahrbare prunkvolle Grablege Ernsts II. von Sachsen, die im Original in der Marienkapelle zwischen den Westtürmen des Magdeburger Doms zu finden ist, sowie die als 3D-Modell visualisierte frühe Baugeschichte der Moritzburg zwischen 1488 und 1550.
Korrespondenzorte
Korrespondenzorte der Ausstellung waren die Moritzkirche in Halle (Saale), der Dom in Magdeburg sowie der Dom und Domschatz in Halberstadt. Sie standen als besondere Zeitzeugen fürstbischöflichen Repräsentationsbedürfnisses und der Bautätigkeit Erzbischofs Ernst II. von Sachsen im Fokus der Frührenaissance-Ausstellung. Als authentische Orte sind sie zu ihren regulären Öffnungszeiten erlebbar.

Dom und Domschatz in Halberstadt
Noch in der Regierungszeit wurde der Bau der Halberstädter Kathedrale abgeschlossen, die feierlich durch Ernst II. 1491 geweiht werden konnte. Dass er die Weihe selbst durchführte und die Messe persönlich las, überraschte die Zeitzeugen, denn seit einem Jahrhundert soll kein Bischof mehr selbst im Halberstädter Dom die Messe gelesen haben. Auch wenn Ernst aufgrund des fortgeschrittenen Baus keinen gestalterischen Einfluss mehr nehmen konnte, so findet sich zumindest im Gewölbe noch ein Schlussstein mit seinem Wappen.
Der Domschatz bietet weitere Kostbarkeiten aus der Zeit der Frührenaissance: So sind hier u. a. prunkvolle liturgische Gewänder, die Ernst gestiftet hat, neben zahlreichen weiteren Kunstwerken im größten mittelalterlichen Domschatz außerhalb des Vatikans zu erleben.
Dom in Magdeburg
Als Erzbischof von Magdeburg lieferte Ernst II. den wichtigen Impuls, die Baumaßnahmen an dem Magdeburger Dom 1477 fortzusetzen. Obgleich er die Vollendung aufgrund seines Todes 1513 nicht mehr miterlebte, gehen die noch heute das Stadtbild prägenden Türme auf ihn zurück. In die Vorhalle des Doms ließ Ernst seine Grabkapelle einrichten. In ihrem Zentrum befindet sich sein beeindruckendes Grabmal, das er in der Werkstatt des Nürnberger Rotgießers Peter Vischer anfertigen ließ. Die Grabkapelle ist ausschließlich während besonderer Führungen zu erleben. Für einen Besuch im Magdeburger Dom gelten die regulären Öffnungszeiten.
Moritzkirche in Halle (Saale)
Kurz nachdem Ernst II. seine Hoheit über die Stadt Halle durchsetzen konnte und mit dem Bau der Moritzburg begann, legte er 1493 den Grundstein für den Westturm der Moritzkirche. Dank seiner Förderung konnte der Bau des Langhauses und die hochmodernen komplexen Wölbungen der Spätgotik in Angriff genommen werden.
In Zusammenarbeit mit der Katholischen Akademie des Bistums Magdeburg haben Studierende des Instituts für Kunstgeschichte, Archäologien und Klassische Altertumswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der Kunstgeschichte der Julius-Maximilian-Universität Würzburg unter Leitung von Prof. Dr. Ute Engel und Prof. Dr. Stefan Bürger intensiv die Bau- und Kunstgeschichte der einstigen Augustiner-Chorherren-Kirche erforscht. Diese zeigt neue, innovative Züge und verdeutlicht, gerade im Vergleich zur Moritzburg, das Nebeneinander der Stile im spannenden Kunstwandel um 1500.
Katalog
Frührenaissance in Mitteldeutschland – Macht. Repräsentation. Frömmigkeit.

Band 33 der Schriften für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)
Hrsg. von Christian Philipsen, Thomas Bauer-Friedrich und Philipp Jahn
zur gleichn. Ausstellung:
24.11.2024 – 02.03.2025
ca. 400 Seiten, über 300 Abb.
Leipzig : E. A. Seemann Verlag, 2024
ISBN: 978-3-69001-000-9
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