Moderne — Kunst
Die Rekonstruktion der ersten Sammlung moderner Kunst
Bis zum Jahr 1933 galt die Sammlung des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) als eine der führenden in Deutschland für die zeitgenössische Kunst – die heutige klassische Moderne. Die beiden Museumsdirektoren Max Sauerlandt und Alois J. Schardt brachten das Haus mit ihrer klugen Ankaufsstrategie in die oberste Liga der Museen in der Weimarer Republik, die sich programmatisch der Avantgarde widmeten. Das hallesche Museum wurde damals gleichberechtigt mit der Moderne-Sammlung der Berliner Nationalgalerie im Kronprinzenpalais Unter den Linden genannt.
Die Aktion „Entartete Kunst“ der Nationalsozialisten im Sommer 1937 bereitete mit der Beschlagnahme von 147 Werken dieser herausragenden Entwicklung ein Ende. Die Zahl der verlorenen Werke ist verglichen mit der anderer Museen zwar keine sehr große, jedoch entfernten die Nationalsozialisten mit dem Entzug der Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen den Kernbestand des Museums – Werke ausschließlich von höchster Qualität – ein Verlust, der nicht auszugleichen ist, auch wenn das Museum mittlerweile 15 Arbeiten wieder zurückerwerben konnte. 2019 kehrten für die Zeit von dreieinhalb Monaten knapp 40 der verlorenen Kunstwerke als Leihgaben aus öffentlichen und privaten internationalen Sammlungen wieder zurück und ließen zusammen mit den mehr als 300 1937 nicht beschlagnahmten Arbeiten die Sammlung von einst wieder erstehen.
Unter den ausgestellten Werken befanden sich Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen von Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Oskar Kokoschka, Erich Heckel, Oskar Schlemmer, El Lissitzky, George Grosz und vielen anderen Künstlerinnen und Künstlern. Zum Teil waren die Leihgaben aus den USA, Europa und Japan erstmals überhaupt öffentlich wieder zu sehen, zum Teil kehrten sie seit den 1970er /- 80er Jahren erstmals wieder nach Deutschland zurück.
Einer der Höhepunkte der Sammlungsrekonstruktion war die Wiedervereinigung von 7 der einst 11 Gemälde des Halle-Zyklusses von Lyonel Feininger.
- Zu den 3 Gemälden aus der Museumssammlung (Roter Turm I, Marienkirche mit dem Pfeil, Der Dom in Halle) kamen hinzu: Am Trödel, Marienkirche I, Roter Turm II und Marktkirche in Halle.
Darüber hinaus wurde die Entwicklung der Sammlung angewandter Kunst erstmals mit Fokus auf das Kunsthandwerk der Moderne erlebbar, beginnend mit einer zunächst kleinen Sammlung v. a. französischer Künstler von Max Sauerlandt über Alois J. Schardts Ausbau mit Künstlerinnen und Künstlern, die bis 1933 an der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein Halle wirkten, bis zur programmatischen Etablierung der Sammlung „Kunsthandwerk unserer Zeit“ durch Hermann Schiebel ab 1935.
Bauhaus Meister Moderne
DAS COMEBACK
29.09.2019 – 12.01.2020
Kuratoren
Thomas Bauer-Friedrich, Anke Dornbach, Susanna Köller
Projektberatung
Dr. h. c. Andreas Hüneke, Potsdam
Ausstellungsgestaltung
Hansjörg Hartung, Berlin