31. Dezember 2020

„Vergangen sey das Übel, froh die Zukunft“ 

Kleine Kunstwerke auf das neue Jahr

 

Das neue Jahr verspricht sehr verlässlich einen mit den verschiedensten Wünschen und Vorhaben verknüpften Neustart. Medaillen sind neben Grafiken oder Postkarten gut geeignete Bildmedien für die Formulierung von Erwartungen an die kommenden und vermeintlich glücklicheren Zeiten. Sie illustrieren Lebensweisheiten, thematisieren gern mit Augenzwinkern aktuelle Lebensverhältnisse und tradieren die Emblematik der Zeitsymbolik. Im Rückblick vergegenwärtigen sie die Traditionen unserer Glückwunschkultur.

Erst im 17. und 18 Jahrhundert wurde es üblich, Neujahrsmedaillen zu verschenken. Dieser Brauch hat sich zur Freude der Beschenkten bis heute erhalten. Mit Sinnbildern für die Vergänglichkeit, für die schönen Aussichten, für das Durchhalten oder das Weitermachen.

Aus hunderten Neujahrsmedaillen im Bestand des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) können hier nur einzelne aus mehreren Jahrhunderten vorgestellt werden. Andere, z.B. von Robert Propf (1910–1986) oder Peter G. Güttler (*1939), sind auch in unseren Sammlungspräsentationen – oder derzeit im virtuellen Rundgang – zu entdecken.

 

Durch die Einführung des Gregorianischen Kalenders in den protestantischen Ländern folgte im Jahr 1700 auf den 18. Februar sofort der 1. März. So rief Christian Wermuth (1661–1739) in seiner Medaille aus: „Hört doch Wunder. Im Jahr 1700 wusten die Leute nicht, wie alt sie waren.“ Auf der Vorderseite werden Narren des Jahres 1699 in einem Mörser eingestampft. Das satirische Bild bezieht sich auf Vers 23 der Sprüche Salomonis. Derselbe Künstler drückte in einer anderer Medaille, geschaffen auf den großen europäischen Friedensschluss von Rijswijk, 1697 seine Friedenssehnsucht aus. Die Kriegstrommel liegt mit einem Loch beschädigt unbrauchbar am Boden und korrespondiert auf der anderen Seite mit einem Fruchtkorb, den ein Füllhorn mit Blüten und Früchten füllt.

 

Auch zum nächsten Wechsel des Jahrhunderts wurde die sprichwörtliche Janusköpfigkeit der vergangenen Zeiten thematisiert und die mit Sonnenstrahlen anbrechende neue Zeit mit dem Sinnbild eines Ölbaumes und eines Flöte spielenden Hirten begrüßt. In Dresden stellte zum gleichen Anlass der Medailleur Christian Joseph Krüger (1759–1814) den jungen Himmelsgott Kronos vor einem greisen Genius als wichtigstem Lehrer schwebend dar und ließ den Erdball im unendlichen Meer der Zeit nicht untergehen sowie seine Heimat Sachsen aus den Fluten auftauchen.

 

 

Auch bei der Wende zum 20. Jahrhundert dominiert die Zeitsymbolik. Rudolf Mayer (1846–1916) ließ einen stehenen Jüngling die Fackel des Vergangenen löschen und der aufgehenden Sonne entgegensehen und thematisiert die Pariser Weltausstellung dieses Jahres. Auch Georges Dupré (1869–1909) ließ einen Greis und ein Kind als Sinnbilder der Jahrhunderte die Sonne anbeten. Der Künstler entwarf die Medaille zum Gedicht „Le vallon“ aus den Méditations poétiques des französischen Dichters Alphonse de Lamartine (1790–1869).

 

 

Die individuelle Ausprägung künstlerischer Handschriften in der Moderne spiegelt sich auch in den Neujahrsmedaillen. Darüber hinaus werben verschiedene Firmen kontinuierlich mit anspruchsvollen Jahresplaketten. Die Themenvielfalt ist unübersehbar. Sie sind wandelnde kleine Glücksbringer für das neue Jahr.

Gewiss wird man unter den Medaillen seinen Favoriten finden, der das vergangene schwierige Jahr und die Hoffnungen für das nächste am besten spiegelt. Wir wünschen Ihnen und euch ein gutes und vor allem gesundes neues Jahr! Uns wünschen wir, dass wir bald wieder unsere Schätze – und so auch die Medaillen – zeigen können. Bis bald im Museum!

 

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