26. Oktober 2020
Der Herbst ist da
Von Garten-, Riesen-, Flaschen-,
Zierkürbissen und Co.
Die Tage sind merklich kürzer und die Nächte schon empfindlich kalt geworden – nun ist die Zeit gekommen, den Kürbis zu ernten, damit er bei frostigen Temperaturen keinen Schaden nimmt. Fährt man augenblicklich übers Land, sieht man Felder mit den gelben, orangefarbenen oder grünen Feldfrüchten, die, ob süß oder herzhaft zubereitet, nicht nur ein schmackhaftes Gemüse abgeben. Wenn bei geeigneten Sorten, wie etwa dem Jack o'Lantern, der Körper ausgehöhlt, in die Schale eine Fratze geschnitten und eine brennende Kerze ins Innere gestellt wird, wird der Kürbis am Abend oder in der Nacht zu einem dekorativen Schreckgesicht nicht nur für das anstehende und auch hierzulande beliebt gewordene Halloween (Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November, die Nacht vor Allerheiligen).
Der Kürbis (Cucurbita), dessen Heimat in Amerika liegt, wo er vor etwa 8.000–10.000 Jahren als Gemüse in zahlreichen Sorten gezüchtet wurde, gelangte nach der Entdeckung Amerikas auch nach Europa. Dort kannte man zwar bereits den Flaschenkürbis (Lagenaria siceraria), der nicht nur als Gemüse und Arzneimittel diente, sondern dessen verholzende und wasserundurchlässige Schale auch als Vorratsgefäß für Nahrung und Flüssigkeiten geeignet war und dessen getrocknete Hülle zum Bau von Klangkörpern für zahlreiche Musikinstrumente diente.
Über diese Verwendung hinaus fand der Kürbis auch Eingang in die bildende Kunst. Seine Exotik, seine Formen- und Farbenvielfalt, seine teils schrundige Haut, auf der Lichtpunkte neben rauen Flächen gesetzt werden konnten, seine harte Schale, die sein festes Fleisch im Inneren und im Zentrum die Samen umschloss, all dies mag für Künstler inspirierend gewesen sein.
So ließ sich auch der hallesche Maler mit dem Beinamen Raffaele di fiori, Carl Adolf Senf (1785–1863), zu seinem Kürbisstillleben anregen. Wie auf einer Bühne sind die verschiedenen Früchte, darunter die Bischofsmütze, der grüne Marina di Chioggia oder der Spaghettikürbis, auf einem Feldweg drapiert, links begrenzt von einem bewachsenen Gesteinsbrocken. Rechts dagegen ist der Blick in eine italienisch anmutende Landschaft freigegeben. Nur ist es nicht ein toskanischer oder umbrischer Hügel, sondern der Petersberg, nördlich von Halle (Saale) in der Nähe von Ostrau gelegen, auf dessen Kuppe sich die Kirche St. Peter des ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stiftes befindet.
Senff hatte sich, nach 32-jährigem Aufenthalt in Rom, bei dem er einen intensiven Kontakt zu den Nazarenern pflegte, Künstlern aus Deutschland, die in Rom der Kunst der Renaissance nacheiferten, 1848 möglicherweise aufgrund der revolutionären Unruhen in seine alte Heimat zurückbegeben und nach der Heirat mit der 27 Jahre jüngeren Auguste Held in Ostrau niedergelassen. Dort also hatte er die höchste Erhebung in dieser Region immer vor Augen, und vielleicht erinnerte ihn die Silhouette des Berges an seine italienische Wahlheimat. Aber nicht nur die Früchte hatten es ihm angetan; auch die Blüten des Kürbis hatte er studiert und gemalt.
Beide Werke sind seit diesem Wochenende in unserer neuen Sammlungspräsentation der Alten Meister zu sehen. Hier geht's zur Vorschau.
Dem aus einer Loschwitzer (Ort bei Dresden) Winzerfamilie entstammenden Fotografen August Kotzsch (1836–1910) gefielen die in seiner unmittelbaren Umgebung wachsenden Wild- und Kulturplanzen. Neben Früchten und Gemüsen, Blättern und Blüten, die er häufig vor neutralem Hintergrund zu Stillleben arrangierte, hatte es ihm auch die Kürbisranke angetan, die sich ihren Wuchs an einer steinernen Mauer des elterlichen Winzergehöftes erklomm.
Die Form des Muskatkürbis stand wohl Pate für die in einer Bernburger Fayencemanufaktur um 1750 entstandene Terrine, also einer Suppenschüssel mit Deckel. Die Terrine zeigt ein zartes abstrahierendes Blüten- und Rankendekor, der Knauf des Deckels ist als Stielansatz mit Blatt einem Kürbis nachempfunden. Ungefähr eine Portion einer schmackhaften Suppe fasst die Terrine, deren Inhalt aufgrund des zugehörigen Deckels nicht so schnell abkühlt.
Die Gerichte rund um den Kürbis sind vielfältig. Schon die verschiedenen Suppenrezepte aus aller Welt zeigen zum einen den Verbreitungsgrad des Kürbis, zum anderen das Multitalent dieses Gemüses.
Kürbissuppe à la Susanna Köller
Ich bereite die Suppe gern ganz unkompliziert und ohne Rezeptgrundlage zu:
Man nehme einen Kürbis (vielleicht Hokkaido oder Butternut), wasche ihn, teile ihn in zwei Hälften, entferne Blüten und Stielansatz sowie die Kerne im Inneren und zerteile ihn in weitere kleine Stücke. Ein oder zwei Kartoffeln ebenfalls schälen und klein schneiden. In einem Topf Öl und eine fein gehackte Knoblauchzehe anrösten, die Kürbis- und Kartoffelstücken hinzugeben und das Ganze ein wenig anbraten lassen. Sodann Gemüsebrühe hinzugeben und dann noch ein wenig köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist. Dann püriere ich es, gebe Salz und Pfeffer hinzu und schmecke mit unterschiedlichen Gewürzen (Muskat, Zimt, Korianderpulver oder etwas Chili), je nach Lust und Laune, weiter ab. Die Suppe kann noch abgerundet werden durch ein wenig Schlagsahne oder mit einem Klecks Schmand bzw. Crème fraîche im Teller. Ebenfalls schmackhaft ist es, ein wenig des steierischen Kürbiskernöls auf die Suppe zu geben und sie mit gerösteten Kürbiskernen zu garnieren.
Kürbismarmelade nach westfälischem Rezept
- – 2 kg Kürbis
- – 2 Äpfel
- – 1 kg Gelierzucker 2:1
- – Saft von zwei Apfelsinen
- – Mandelplättchen
- – etwas geriebener Ingwer
- – Zimt, Cayennepfeffer und geriebener Muskat
Den Kürbis nach dem Waschen zerteilen und Kerne herauslösen, zusammen mit den Äpfeln reiben und mit dem Saft der Apfelsinen vermengen. In einem Topf die Masse mit dem Gelierzucker und den Gewürzen aufkochen, etwa 3 Minuten sprudelnd kochen lassen und die Mandelplättchen unterziehen. Dann in heiß ausgespülte Twist-off-Gläser füllen und mit einem Geschirrtuch abgedeckt auskühlen lassen.