24. Juni 2020

Spargel-Silvester

 


Es hat mich nie gestört, dass man mich manchmal mit einem Spargel verglichen hat, denn am Spargel ist der Kopf das Wichtigste.

Charles de Gaulle

 

Heute ist Johanni (Geburtstag Johannes des Täufers) und damit – neben der religiösen Bedeutung des Tages – auch Spargel-Silvester. Traditionell endet hier die Zeit des Genusses von Asparagus officinalis, der verzehrbaren Variante aus der Gattung des Spargels (zumindest des weißen Spargels, dessen Triebe unter der Erde abgeschnitten werden). Nun hat das Gewächs wieder genug Zeit, durchzuwachsen und Kraft zu sammeln, um im nächsten Jahr wieder genauso lecker zu sprießen.

Spargel kannten schon unsere Vorvorvorvorfahren. In China war er genauso beliebt wie im alten Rom. Heilende Kraft wurde und wird ihm ebenso zugeschrieben wie eine aphrodisierende Wirkung.

Es gibt sogar Museen, die dem Spargel gewidmet sind. Doch so weit muss man gar nicht fahren, um Ausstellungsstücke zum Thema Spargel zu entdecken – auch unsere Sammlung birgt eine Asparagus-Überraschung:

 

Die sehr gut erhaltene Porzellan-Nadelbüchse aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist ein signifikantes Objekt dieser Zeit. Zum einen spiegelt es die Faszination für das Material Porzellan wider, zum anderen verkörpert es mit seiner Spargelform die Bedeutsamkeit der Tischkultur im 18. Jahrhundert. Denn in Europa verzaubert das Weiße Gold die Menschen seit seiner Entdeckung im späten Mittelalter. Porzellan entwickelte sich von einem zunächst eher exotischen und seltenen Sammlungsobjekt der fürstlichen Kunstkammern der Renaissance zu einem unabdingbaren Bestandteil bei höfischen Festlichkeiten. Dies verdankte das Material vorwiegend dem Einfluss des französischen Königshofes Ende des 17. Jahrhunderts. Mit rascher Zunahme der Beliebtheit des Porzellans wurden auch die Entwürfe der Modelleure immer aufwendiger und raffinierter. So wurde die Tischkultur zu einem kunstvollen Ereignis, das mit den faszinierenden und hochwertigen Porzellanstücken nicht nur Pracht, sondern vor allem auch Macht repräsentierte.

Besonders die zwei großen Porzellan-Manufakturen in Meißen und Nymphenburg schufen herausragende Werke in Deutschland. Sie griffen die Bedeutung der Tischkultur auf und orientierten sich bei ihren Entwürfen an Formen und Farben beliebter Obst- und Gemüsearten wie dem Spargel.

So entstand in der Königlichen Bayerischen Porzellanmanufaktur in Nymphenburg die hier abgebildete Nadelbüchse. Sie ist in Form einer Spargelstange farbig staffiert. Die Stange ist grün, dagegen sind die Spargelköpfe eher weiß-violett. Dazu wurde ein Klappdeckel aus Messing montiert, damit keine Nadel herausfallen kann. Das kleine Gefäß hat insgesamt eine Länge von 10,3 cm und ist ein typisches Accessoire im 18. Jahrhundert für Frauen gewesen. Unser Sammlungsobjekt zeigt sich damit als wichtiges Zeugnis für die europäische Kleinkunst im 18. Jahrhundert.

Auch wenn die Spargel-Tischkultur für dieses Jahr nun ihr Ende findet – mit unserem Zubereitungs-Tipp und dem umgetexteten Schlager zu "Veronika, der Lenz ist da" der Comedian Harmonists freuen wir uns schon auf die neue Spargel-Saison 2021!

 

Wie weißer Spargel köstlich wird
 

Unbedingt muss vor allem der weiße Spargel frisch zubereitet werden. Beim Aneinanderreiben sollten die Stangen quietschen. Will man ihn im Kühlschrank aufbewahren, dann maximal 2 Tage und in ein angefeuchtetes Küchentuch eingewickelt.

Nach dem Schälen und dem Abschneiden der eventuell schon trockenen Enden wartet auf den Spargel kochendes Wasser, in das mit Fingerspitzengefühl etwas Salz, Zucker, Butter und ein kleiner Spritzer Zitronensaft gegeben wurde. Dann muss der Spargel ziehen (auf keinen Fall kochen!) - ca. 12 min lang. Aber auch da hilft Gefühl, bis man den perfekten Zeitpunkt findet. Einfach in den Spargel pieken: Die dickste Stelle sollte etwas weich, aber auch noch widerstandsfähig sein. Es ist fast so wie beim Steak, das natürlich neben Kartoffeln und Sauce Hollandaise oder brauner Butter dazugereicht werden kann. Es passen aber auch Schnitzel und Schinken, geröstete Semmelbrösel u. v. a. m.