23. Februar 2022

Museum auf dem Prüfstand: Wie eine Fokusgruppe den Raum verändert

 

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Museumsschließungen, das Entfallen von Veranstaltungen oder Abstandsgebote im Zeichen der Corona-Pandemie haben ein Ausweichen auf den digitalen Raum unausweichlich gemacht. Im Verlauf des Jahres 2021 haben wir uns intensiv mit dem Einsatz digitaler Möglichkeiten für die Kunstvermittlung beschäftigt. Im Zentrum stand dabei das Projekt „Trabant digital. Mobile Displays für digitale Vermittlung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)“. Lesen Sie mehr dazu in unserem im Blog-Beitrag vom 21. Juni 2021:

Blog-Beitrag „Trabant digital. Mobile Displays für digitale Vermittlung im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)“

Erstmalig haben wir in diesem Projekt mit einer sogenannten Fokusgruppe zusammengearbeitet, um die Bedürfnisse unterschiedlicher Besuchergruppen besser kennenzulernen. Im Besonderen wollen wir von ihren Perspektiven lernen und diesen im Museum Raum geben. Die Gruppe besteht aus 10 Personen unterschiedlichen Alters, verschiedener Herkunft, mit und ohne sogenannte Behinderung. Jedes Mitglied handelt als Expertin oder Experte in eigener Sache.

Die Fokusgruppenmitglieder haben wir über einen öffentlichen Aufruf gewinnen können. So ist es in kurzer Zeit gelungen, mehr Interessierte zu finden, als eigentlich geplant war. Dieser Zuspruch hat nur bestätigt, wie wichtig es für Menschen ist, in Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden.

 

Foto: Yvonne Most

 

Die erste gemeinsame Zusammenkunft erfolgte digital. Nach einem Kennenlernen haben die Mitarbeiterinnen der Kunstvermittlung das Projekt vorgestellt und mögliche Ziele formuliert, die in einem gemeinsamen Arbeitsprozess erreicht werden könnten. Daraufhin wurden erste Ideen und Wünsche der Fokusgruppe zusammengetragen. In einem zweiten Schritt erfolgte eine Begehung im Museum. Jedes Mitglied hat sich in Begleitung einer Vermittlerin durch die Ausstellungsräume bewegt. An ausgewählten Stationen und im Gespräch wurden die Teilnehmenden gezielt nach ihrer Perspektive auf das Museum und die Sammlung befragt. Hier konnten sie ihre Sichtweisen, kritischen Anmerkungen und Anregungen notieren.

Die in diesem Prozess erarbeiteten Ergebnisse wurden den Projektpartnern bei „Trabant digital“, Stiftung FREIZEIT und dem Büro DENKUNDMACH, vorgestellt. So konnten die Wünsche und Ideen der Fokusgruppenmitglieder direkt in die ersten Entwürfe zu den analogen Modulen und der digitalen Anwendung einfließen.

 

 

Im Verlauf des Jahres fanden weitere regelmäßige Treffen statt, um den Entwicklungsstand des Projektes zu evaluieren. Dabei bereitete die Testung der App ebenso viel Freude wie der Austausch über den Einsatz der analogen Trabanten. Lebhafte Diskussionen über die Zugänglichkeit des Gebäudes, besseres Sehen, Barrierefreiheit für Jung und Alt, einladende Elemente zum Pausieren, Mitmach-Möglichkeiten und weitere Ideen beförderten die Entwicklung des Projektes. Durch das prozesshafte Arbeiten ist es gelungen, möglichst viele Bedürfnisse der Fokusgruppenmitglieder für den Aufbau der App, der Website und der analogen Stationen zu berücksichtigen.

 

 

Nach einem Jahr intensiven Austausches ist das Projekt nahezu abgeschlossen. Ein letztes Treffen mit der Fokusgruppe beinhaltet die abschließende Erprobung aller Elemente, die im Verlauf des vergangenen Jahres entstanden sind. Der Raum der Begegnung und des Austausches, BlickPunkt genannt, wurd eingerichtet und kritisch geprüft. Der Museums-Trabant wird künftig an verschiedenen Orten im Ausstellungsraum stehen und die Besuchenden mit ausgewählten Kunstwerken interagieren lassen. Mit dem Reise-Trabanten werden wir ab Sommer das Museum in den Stadtraum bringen können. Die App zur kreativen Auseinandersetzung mit den Kunstwerken und die dazugehörige Web-Oberfläche wird an allen Stationen verfügbar sein. So wünschen wir uns für die Gäste des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) ein neues und intensiveres Begegnen mit der Kunst und den Menschen im Museum.

 

 

Wir danken allen Mitgliedern der Fokusgruppe für die wertvolle, intensive und erhellende Zusammenarbeit.

 

 

Das Projekt „Trabant digital“ wurde entwickelt im Rahmen von „dive in. Programm für digitale Interaktionen“ der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR im Jahr 2021.