19. September 2020
Herzlichen Glückwunsch – Das Münzkabinett für Sachsen-Anhalt wird 70!
Münzkabinette sind die Archive des Geldes. Früher als andere Kunstwerke und historische Denkmäler wurden Münzen gesammelt, haben sich die ursprünglichen Kuriositätenkabinette in wissenschaftliche Sammlungen gewandelt. Der hallesche Philologe Friedrich August Wolf (1759–1824) schrieb im Jahr 1806 an Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), dass er täglich 8 bis 10 Stunden in den Münzen wohnen würde. Dieses geflügelte Wort beschreibt die Faszination, die von Münzen und Medaillen ausgehen kann.
Doch erst anderthalb Jahrhunderte später, am 19. September 1950, wurde mit einem Erlass des Volksbildungsministeriums das „Landesmünzkabinett Sachsen-Anhalt“ gegründet. Zu den Aufgaben des neu geschaffenen Sammlungsbereichs im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) zählten die Erforschung der Münz- und Geldgeschichte des historischen Raums des heutigen Sachsen-Anhalt, die Organisation von Ausstellungen und Veröffentlichungen, die zentrale Sicherung und Verwertung der landeseigenen numismatischen Sammlungen, die wissenschaftliche Beratung anderer Münzsammlungen im Land sowie die Zusammenarbeit mit der Universität.
Weitere Informationen zum Landesmünzkabinett
Sachsen-Anhalt
Diese Neubegründung eines wissenschaftlichen Münzkabinetts in der Mitte des 20. Jahrhunderts war im deutschsprachigen Raum ein singulärer Vorgang. Münzen und Medaillen wurden schon seit der Museumsgründung 1885 kontinuierlich gesammelt. Der erste wissenschaftliche Direktor, Eberhard Mertens (1895–1968), formulierte 1956:
„
Damit ist endlich ein Institut geschaffen worden,
dessen Fehlen immer wieder als eine schmerzliche Lücke empfunden werden musste.
“
Eberhard Mertens, Die Funde aus Teicha und Holleben, Staatliche Galerie Moritzburg Halle, Halle (Saale) 1956
Bereits zum Ende der 1950er Jahre verfügte das Kabinett über eine Sammlung von mehr als 20.000 historischen Münzen und Medaillen und 60.000 Geldscheinen. Heute hat sich dieser universelle numismatische Bestand verdreifacht. Hier ist im besten Wortsinn die „Welt des Geldes“ zu Hause. Ab 1958 fokussierten sich die Erwerbungen auf die zeitgenössische Medaillenkunst, darunter auch aus der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Sie knüpften an die von Max Sauerlandt (1880–1934) zu Anfang des 20. Jahrhunderts begründete Tradition der Pflege zeitgenössischer Kunst an. Kunstmedaillen sind selbstverständlich in den ständigen Ausstellungen des Museums integriert, die Einrichtung einer permanenten Ausstellung der Münzsammlung steht in Aussicht.
Die mit Abstand umfangreichste numismatische Sammlung in Sachsen-Anhalt gehört zu den 20 großen deutschen Münzkabinetten. Sie bietet einen Überblick über die Geld- und Münzgeschichte der verschiedensten Kulturen und Kontinente von der Antike bis zur Gegenwart und über die moderne europäische Medaillenkunst. Das Kabinett kann an eine mehr als 500-jährige Tradition der systematischen Auseinandersetzung mit diesem Thema anknüpfen. So empfand es z. B. bereits Philipp Melanchthon (1497–1560) als „wunderbares Vergnügen eine so verzweifelte Angelegenheit“ zu erforschen.
Der umfangreichste und bedeutendste Ankauf für das Münzkabinett gelang im vergangenen Jahr: Im Frühjahr 2019 konnten auf einer Auktion mehr als 300 Münzen zur anhaltischen Geldgeschichte aus der privaten Sammlung von Heinz Thormann (1923–2016) erworben werden. Darunter befinden sich seltene Brakteaten und wertvolle Medaillen, die eine außergewöhnliche Erweiterung der Sammlung darstellen. Möglich geworden war diese einmalige Sammlungserweiterung dank des generösen Engagements der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Saalesparkasse und Fritz Rudolf Künkers.
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