13. Mai 2020

Geschüttelt oder gerührt:
Unser Mix(becher) zum
Welt-Cocktail-Tag

#closedbutopen

Shake the Shaker as hard as you can. Don't just rock it. You are trying to wake it up, not send it to sleep!

 

Harry Craddock, berühmter Barkeeper der 1920/30er Jahre,
Autor von The Savoy Cocktail Book

Gerührt, geschüttelt, alkoholisch oder alkoholfrei, mit oder ohne Dekorationsschirmchen – Cocktails erfreuen sich allgemeiner Beliebtheit, sei es als Klassiker wie ein Old-Fashioned oder die neuste hippe Kreation aus trendigen Szenebars. Die Geschichte des Cocktails reicht um einiges zurück. Schon die Vorfahren unserer Vorfahren wussten, ihre hochprozentigen in Fässern gelagerten Spirituosen schmackhafter zu machen: mit Zucker, mit verdünnendem Wasser. Im angelsächsischen Raum hießen diese meist auch schon am Vormittag genossenen Getränke „slings“. Um 1800 kamen Trankesfreudige darauf, das Ganze noch mit einem sogenannten Bitter zu verfeinern, und der Cocktail wurde geboren (in Form des oben erwähnten Old-Fashioned, wie er heute noch mit Cocktailbitter getrunken wird). Das erste Rezept lieferte heute vor genau 194 Jahren am 13. Mai 1806 die Zeitung The Balance, and Columbian Repository, New York.

 

Zwei Unzen Enzianwurzel gehörten in diesen Drink, die Rinde von 9 Orangen ebenso wie Safran, aus Cochenilleschildläusen gewonnenes Karmin und ordentlich Brandy; das Ganze 48 Stunden in der Sonne stehen lassen, filtern und dann einen Teelöffel in Wein, Bier, Tee o. ä. und der Genuss war fertig.

 

Das englische Wort „Cocktail“ heißt wörtlich übersetzt Hahnenschwanz. Über die Entstehung des englischen Namens ranken sich unterschiedliche Geschichten:

  • Gemäß einer dieser vielen Erzählungen hat das Mischgetränk seinen Namen den Hahnenkämpfen zu verdanken. Nach beendetem Kampf hatte der Besitzer des Siegerhahnes das Recht, dem getöteten Hahn die bunten Schwanzfedern auszureißen. Beim anschließenden Umtrunk wurde diese Trophäe mit einem Drink – „on the Cock’s tail“ – begossen. Später nannte man diese nach den Kämpfen gereichten Getränke Cocktail.
  • In vielen Geschichten heißt es auch, der Cocktail sei ursprünglich ein mit einer Hahnenschwanzfeder garnierter Drink gewesen.
  • Eine weitere mögliche Erklärung des Namens sind jene Cocktails, die nicht gemixt werden, sondern aus übereinander geschichteten, verschiedenfarbigen Likören bestehen. Die unterschiedlichen Dichten, die durch verschiedene Zucker- und Alkohol-Konzentrationen entstehen, bewirken bei vorsichtigem Eingießen eine stabile Schichtung. Diese verschieden gefärbten Schichten ähneln, von der Seite betrachtet, einem bunten Hahnenschwanz. Solche Cocktails werden heute als Pousse Café bezeichnet
  • Möglicherweise schuf auch der Franzose Antoine Peychaud den ersten Cocktail – einen Mix aus Whiskey und Absinth, der als Sazerac bezeichnet wird. Peychaud testete verschiedene Mixgetränke in New Orleans und servierte diese angeblich in Eierbechern, die auf Französisch coquetier heißen, woraus in der amerikanischen Verballhornung dann Cocktail geworden sein soll.
  • Noch eine Erklärung: In einer US-amerikanischen Bar stand ein großer, hohler Hahn aus Keramik. Der Barkeeper schüttete, am Ende des Tages, alle übrig gebliebenen Getränke in den Hahn. Das hochprozentige Gemisch, das daraus entstand, wurde aus dem Schwanz des Hahns gezapft und zum Sonderpreis angeboten. Dies sprach sich schnell herum, und immer mehr Leute bestellten das Mixgetränk aus dem cocktail.

Die tatsächliche Herkunft des Wortes ist heute nicht mehr aufzuklären.

Quelle: de.wikibooks.org

Es wäre nicht unser Kustos Kunsthandwerk und Design, Ulf Dräger, wenn er nicht auch zu diesem Thema ein passendes Stück präsentieren könnte: einen Mixbecher von Karl Müller (1888–1972) aus der Zeit von ca. 1950–60, der als Geschenk des früheren Museumsdirektors Otto Heinz Werner (1914–2000) anlässlich der Eröffnung der Ausstellung Lyonel Feininger. Die Halle-Bilder 1991 in unsere Sammlungen kam.

Karl Müller, der 1923 als Leiter der Metallklasse an die Kunstschule in der Burg Giebichenstein kam, war einer der vielseitigsten Lehrer der Werkkunstschule. Hauptsächlich ist er als Gefäßdesigner bekannt. Doch war er gleichermaßen als Grafiker, Bildhauer, Keramiker und Designer tätig. Er wurde bereits in den späten 1980er Jahren als einer der innovativsten und wichtigsten deutschen Künstler und Kunstlehrer gesehen.

Ulf Dräger zum Künstler: „Die Vielfalt seines Werkes verdeutlicht bis in die Gegenwart das gestalterische Spektrum der Kunstschule Burg Giebichenstein Halle (Saale), das sich von verschiedensten Bereichen des Kunsthandwerks über das Design bis hin zur bildenden Kunst erstreckt. In den 1950er Jahren, der Zeit, aus der auch unser Mixbecher stammt, waren Müllers Arbeiten im Kontext der politisch beeinflussten Kunstäußerung in der ehemaligen DDR etwas Einmaliges. Er galt als Kunsthandwerker, damit blieb er von der bürokratischen Formalismuskritik verschont.“

Und noch etwas Historisches von 1931 zum Schmunzeln von dem großen Komponisten Friedrich Hollaender (1896–1976):

 

Text: Katrin Greiner