06. Januar 2021
Epiphanias ‒ Heilige Drei Könige ‒ Dreikönigstag
Der 6. Januar ist in Sachsen-Anhalt sowie in Bayern und Baden-Württemberg ein gesetzlicher Feiertag. In den Kalendern steht entweder „Heilige Drei Könige“, „Dreikönigstag“ oder „Epiphanias“. Der Tag erinnert nach dem Weihnachtsfest ‒ der Geburt Jesu Christi ‒ an den Besuch der Weisen aus dem Morgenland bei Jesus an der Krippe in Bethlehem. Als jährlich wiederkehrendes Fest, das zu den ältesten christlichen Festen überhaupt gehört, zeigt es den Christen an, dass Gott durch die Geburt seines Sohnes Jesus Christus in der Welt erschienen ist. Das griechische Wort έπιφάνεια (epiphaneia) bedeutet in der Übersetzung „Erscheinung“.
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Johann Sebastian Bach (1685–1750): „Wo ist der neugeborne König der Jüden“, aus dem fünften Teil des Weihnachtsoratoriums, Youtube-Video
Die biblische Erzählung im Matthäus-Evangelium
1 Da Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: 2 Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihn anzubeten.
3 Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, 4 und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. 5 Und sie sagten ihm: Zu Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Mi 5,1): 6 »Und du, Bethlehem im Lande Juda, bist mitnichten die kleinste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«
7 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, 8 und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete. 9 Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. 10 Da sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut 11 und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
12 Und da ihnen im Traum befohlen wurde, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem andern Weg wieder in ihr Land.
Mt Kap. 2, 1-12, Quelle: Lutherbibel 2017 (LU17)
Die Weisen, denen ein Stern die Geburt eines neuen Königs der Juden angezeigt hatte und dessen Weg sie folgten, kommen in den neutestamentlichen Evangelien nur bei Matthäus (Kap. 2, 1-12) vor. Schon in frühchristlicher Zeit wandeln sich in der Überlieferung die Weisen zu Königen und in weiteren Transformationsprozessen wurde die Zahl Drei kanonisch.
Bereits im 6. Jahrhundert erhielten die drei Weisen ihre Namen Caspar, Melchior und Balthasar, wie aus der Inschrift eines Mosaiks in Ravenna ersichtlich ist.
In der christlichen Kunst gehört die Anbetung des Kindes durch die Heiligen Drei Könige zu den wichtigsten Bildszenen. Mit ihr wird nicht nur verdeutlicht, dass Gottes Sohn auf die Erde gekommen ist, sondern durch die Verneigung vor dem Jesuskind und die Überreichung der Geschenke an ihn die Anerkennung seiner Macht vor den weltlichen Herrschern verbildlicht.
Auch in unserem Museum haben sich verschiedene Objekte mit der Darstellung der Anbetung durch die Heiligen Drei Könige erhalten.
Aus einem klösterlichen Kontext stammt das textile Fragment eines Antependiums aus dem 15. Jahrhundert (= Vorhang aus Stoff oder eine Vorsatztafel aus Stein, Holz, Holz mit Metallverkleidung oder reinem Metall zur Abdeckung der Vorderseite des Altars; war mit bildlichen Szenen oder Symbolen geschmückt), das ursprünglich ein umfangreicheres Bildprogramm zum Leben Jesu Christi zeigte, uns aber nur noch in zwei Bildfeldern erhalten geblieben ist.
Während das untere Feld eine Auferstehungsszene zeigt und somit in den Kontext der Passion Christi gehört, interessiert hier das obere Bildfeld. Unter einer dreiteiligen, rundbogigen Arkade sitzt rechts Maria mit dem Kind auf dem Schoß. Von links sind die drei Könige herangetreten. Der Vorderste hat sich vor das Kind gekniet und bietet ihm sein Geschenk dar, das von dem Christkind in einem Segensgestus angenommen wird. Die beiden stehenden Könige weisen jeweils mit einem Arm auf den Stern von Bethlehem, der über der Architektur zu sehen ist. Der Segensgestus des Christkindes, der sich in der unteren Auferstehungsszene wiederholt, verdeutlicht auf zweifache Weise, dass es sich in Jesus Christus um den Herrscher und Erlöser der Welt handelt.
Ein Reliefmedaillon des 15. Jahrhunderts mit der Darstellung der Anbetung durch die Heiligen Drei Könige entstammt möglicherweise der privaten Andacht. Auch hier sitzt rechts die Muttergottes. Hinter ihr, die Szene in einem Stall andeutend, liegt eines der beiden Krippentiere. Maria hält vorzeigend auf ihrem Schoß den nackten Jesusknaben. Vor ihnen kniet einer der Könige und hält in den Händen sein Geschenk. Dahinter stehen die beiden anderen Könige, ebenfalls mit ihren Geschenken in Händen. Auch hier darf der Stern nicht fehlen. Er leuchtet über der Silhouette der Stadt Bethlehem am oberen Medaillonrand.
Das Reizvolle an diesem Rund liegt an seinem Material. Perlmutt ist spröde und fordert die Kunstfertigkeit des Schnitzers heraus. Die etwas ungeschickten und gratigen Schnitte geben Zeugnis davon. Dennoch wohnt dem Material ein besonderer Zauber inne, sein irisierender Glanz leuchtet im Licht in verschiedenen Farben und lässt das Medaillon zu einer Kostbarkeit werden. Auch die Symbolik des Materials spielt hier eine besondere Bedeutung, denn Perlmutt verkörpert Reinheit und Unschuld und symbolisiert als Material somit die Jungfräulichkeit der Gottesmutter.
In der christlichen Kunst gibt es aber auch Darstellungen, die die Heiligen Drei Könige auf ihrer Reise zeigen. Der Bildhauer und Medailleur Ludwig Gies (1887–1966) schuf 1966 eine Bronzemedaille, die die drei Könige dem Stern folgend zeigt. Aus der glatten Bronzeplatte erheben sich die gekrönten Wandernden nur in sehr flacher Silhouette als Rückenfiguren. Den Blick fest auf den vor ihnen scheinenden Stern gerichtet, bewegen sie sich eilend auf ihn zu.
Das Motiv der Reise, das Sich-auf-den-Weg-Machen bzw. Auf-dem-Weg-Sein mag nicht nur als Gewissheit der Existenz des Erlösers verstanden werden, sondern auch als Suchen und Finden des Gottessohnes in unserer modernen Welt.
Viele weitere Kostbarkeiten finden sich in unserer Studiensammlung Kunsthandwerk & Design.
Weitere Informationen zur Studiensammlung
So wie die Könige auf der Medaille machen sich alljährlich zwischen Weihnachten und Epiphanias die Sternsinger des Kinderhilfswerks der katholischen Kirche in Deutschland auf den Weg, um für Kinder in Not zu sammeln. Die Kinder und Jugendlichen ziehen, wo es gewünscht ist, von Haus zu Haus und stellen die Hilfsprojekte vor, singen gemeinsam mit den Gastgebern und schreiben als Segen mit Kreide die Cabeme-Zeichen „20C+M+B21“ an die Wohnungs- und Haustüren. Die Cabeme-Zeichen haben sich als alljährlich erneuerbarer Haussegen Christus Mansionem Benedicat (oder auch Christus Benedicat Mansionem; C+B+M; deutsch: Christus segne dieses Haus) etabliert. In diesem Jahr ist nun alles anders und die Sternsinger werden nicht zu den Menschen in die Wohnungen kommen. Dennoch sind sie aktiv und unter dem Ruf *Heller denn je! werden sie mit kreativen Alternativen ihre Sammlungen betreiben und den Segen sowie Zuversicht zu den Menschen bringen.