04. Dezember 2020
Die Restaurierung des Rothenschirmbacher Altars
Teil III: Barbara
Der 4. Dezember ist der Tag der heiligen Barbara. Es ist alter Brauch, an diesem Tag Kirschzweige zu schneiden und in die Vase zu stellen ‒ zu Weihnachten werden sie blühen!
„
Geh in den Garten am Barbaratag.
Geh zu dem kahlen Kirschbaum und sag:Kurz ist der Tag, grau ist die Zeit;
der Winter beginnt, der Frühling ist weit.Doch in drei Wochen, da wird es geschehen:
Wir feiern ein Fest, wie der Winter so schön.Baum, einen Zweig gib du mir von dir.
Ist er auch kahl, ich nehm ihn mit mir.Und er wird blühen in seliger Pracht
mitten im Winter in der heiligen Nacht.
“Josef Guggenmos, 1922‒2003,
deutscher Lyriker
So blühen die Zweige auch wirklich:
Zweige lang anschneiden oder etwas anklopfen.
Zweige nicht sofort in die warme Stube, sondern für ein paar Tage kühl stellen.
Wasser immer frisch halten.
Falls keine Kirschzweige vorhanden: Zweige von Apfel, Flieder, Haselnuss oder Forsythien gehen auch.
Wir drücken die Daumen: Das Aufblühen der Zweige bringt Glück im kommenden Jahr!
Die heilige Barbara ist eine der bekanntesten und volkstümlichsten Heiligen und ihr Name weit verbreitet. Sie wurde seit dem 14. Jahrhundert besonders in den vom Bergbau lebenden Regionen Schlesien (polnisch: Śląsk, tschechisch: Slezsko), Sachsen, Böhmen (tschechisch: Čechy) und Tirol als Schutzpatronin der Bergleute verehrt. Auf manchen Darstellungen trägt sie sogar die Kappe der Bergleute.
Legende
Die heilige Barbara von Nikomedia (heute Izmit, Türkei) oder Ba‘lbek (heute Baalbek, Libanon) soll gegen Ende des 3. Jahrhunderts gelebt haben. Ihre Legende berichtet, dass ihr Vater Dioscuros die schöne und kluge Jungfrau in einen Turm einschloss, um sie am Heiraten zu hindern. Durch den christlichen Priester Valentinus korrespondierte sie mit dem Gelehrten Origines aus Alexandria über das Wesen Gottes und begehrte daraufhin die Taufe. Sie erhielt sie von Johannes dem Täufer selbst, der ihr erschien, während ihr Vater auf Reisen war, im Bad ihres Turmes. Nach dessen Rückkehr offenbarte sie sich ihm als Christin. Daraufhin wollte er sie erschlagen lassen.
Durch ein Wunder konnte sie aus dem Turm fliehen und verbarg sich in einer Felsspalte, die sich vor ihr auftat. Ein Hirte verriet sie an ihren Vater, doch zur Strafe wurde er in einen Mistkäfer oder in einen Stein verwandelt. Ihr Vater lieferte Barbara nun dem römischen Statthalter Marcianus aus, der sie zum Tode verurteilte. Vor ihrer Enthauptung wurde sie ins Gefängnis geworfen und gefoltert, doch Christus heilte ihre Wunden. Barbara sagte, die Geißelungen seien ihr wie das Streicheln von Pfauenfedern erschienen. Bevor ihr zorniger Vater ihr selbst den Kopf abschlug, kniete sie zum Gebet nieder und ein Engel hüllte sie in ein leuchtend weißes Gewand. Ihr Vater wurde von einem Blitz erschlagen.
Ikonografie
Barbara wird meist mit einem Turm, Abendmahlskelch und Hostie, manchmal auch mit einer Pfauenfeder in der Hand dargestellt. Sie gehört zu den vierzehn Nothelfern und zusammen mit Margareta, Dorothea und Katharina zu den virgines capitales, die häufig die Gottesmutter begleiten.
Restaurierung
Auch im Rothenschirmbacher Altar, der sich in unseren Sammlungen befindet und derzeit aufwändig restauriert wird, umgibt sie mit den drei anderen Jungfrauen im Mittelschrein Maria. Sie trägt nur noch den Kelch, die Hostie ist nicht mehr vorhanden. Diese war wohl ursprünglich mit einem Finger ihrer rechten Hand verbunden, der abgebrochen ist.
Zusammen mit der Figur der heiligen Dorothea ist die Barbara im November aus der Werkstatt der Restauratorin Uta Matauschek aus Dresden frisch restauriert in das Kunstmuseum Halle (Saale) zurückgekehrt. Doch bis sie wieder ihren Platz im Altar links oben neben Maria einnehmen kann, muss sie noch einige Monate zusammen mit den drei anderen heiligen Jungfrauen in einer Vitrine ausharren, bis auch die Figuren der acht männlichen Heiligen, die nun an die Reihe kommen, restauriert sind.
Weitere Informationen
Die Restaurierung wird ermöglicht dank der Unterstützung durch:
und private Spenden