Neuerwerbungen
Seit seinem Bestehen ist das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) bestrebt, durch Neuwerbungen das eigene Sammlungsprofil zu stärken, Bestände zu vervollkommnen, historische Verluste auszugleichen, auf Entwicklungen zu reagieren und neue Akzente zu setzen. Hier finden Sie eine aktuelle Auswahl unserer Neuerwerbungen.
2017 erworben
Gemälde und Arbeiten auf Papier von Hans Ticha
Im Jahr 2017 gelang dank der privaten Spende eines Mäzens der Erwerb einer Gruppe von Werken Hans Tichas, von dem es bis dahin keine Arbeiten in den Sammlungen des Museums gab. Hans Ticha war in der DDR vor allem als Buchillustrator bekannt und geachtet, während man seinen Gemälden nur vereinzelt auf Ausstellungen begegnen konnte.
Ticha entwickelte eine unverkennbare, der Popart nahestehende Bildsprache. Deren Ungewöhnlichkeit gepaart mit einem kritischen Blick auf Entwicklungen in der ehemaligen DDR stand einer weiten Verbreitung seines freien künstlerischen Schaffens entgegen. Über die gesellschaftlichen Veränderungen hinaus hat sich Ticha bis heute eine unverwechselbare, sehr eigenständige künstlerische Ausdrucksform bewahrt.
Unter den erworbenen Werken befinden sich eines der seltenen Holzreliefs des Künstlers Fischverkäuferin (1973) und das charakteristische Gemälde Rosa Frisiersalon (1975); ferner das Aquarell Tribüne (1985), eine der gesellschaftskritischen Arbeiten Tichas, sowie das jüngst entstandene Gemälde Sonnenschirm (2016). Mit diesen vier Kunstwerken gelangte ein repräsentativer Block von Arbeiten dieses außergewöhnlichen Künstlers in die Sammlung des Museums.
Das Gemälde Rosa Frisiersalon ist in der permanenten Sammlungspräsentation zu sehen: Wege der Moderne
A. R. Penck: Selbstbildnis, 1976
Das Selbstbildnis des Künstlers A. R. Penck ist noch mit seinem „bürgerlichen“ Vornamen „Ralf“ (Ralf Winkler) signiert. Penck lebte und arbeitete bis zu seiner Ausbürgerung durch die Behörden der DDR im Jahr 1980 in Dresden. Als Künstler war er Autodidakt und setzte sich mit der Kunst der Moderne auseinander, aus der er wichtige Impulse für sein eigenes Schaffen gewann, das in dieser Zeit zugleich ursprünglich und ganz und gar eigenständig war.
Sein unangepasstes alternatives Denken schuf sich Ende der 1970er Jahre in seinem künstlerischen Zeichensystem „STANDART“ eine eigene Bildsprache.
Das Selbstbildnis stammt aus der dem „STANDART“ vorausgehenden Zeit. Es ist eine Paraphrase auf den Expressionismus der Brücke und auf Edvard Munch. Penck reflektierte damit seine Existenz als Künstler in einer Zeit, in der das politische System der DDR durch künstlerische und geistige Äußerungen verunsichert wurde und zunehmend rigider reagierte.
Das Gemälde steht sowohl zur Sammlung des Expressionismus als auch zur Sammlung der Kunst in der DDR des Museums in Verbindung. Der Ankauf des Werks ergänzt ein 2015 durch Schenkung erworbenes Konvolut von Druckgrafiken des Künstlers. Der Ankauf wurde ermöglicht durch das Land Sachsen-Anhalt/Staatskanzlei und Ministerium für Kultur.
Das Gemälde ist in der permanenten Sammlungspräsentation zu sehen: Wege der Moderne
Restitution von Objekten aus ehemals jüdischem Eigentum an die JCC und anschließende Dauerleihnahme
Am Mittwoch, dem 28. Juni 2017, erfolgte durch die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) in Anwesenheit von Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei und Minister für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt, die Restitution von Kunst- und Gebrauchsgegenständen aus ehemals jüdischem Besitz an die Jewish Claims Conference (JCC), vertreten durch Roman Haller.
Die insgesamt 17 restituierten Objekte, darunter 3 Besamimbüchsen für den privaten rituellen Gebrauch im Rahmen der Sabbatfeier, befinden sich seit 1940 im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). Trotz intensiver Recherchen in den vergangenen Jahren konnten die Eigentümer nicht ermittelt werden, sodass die Objekte formal an die JCC restituiert wurden und über einen Dauerleihvertrag weiterhin im Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) verbleiben. Die Geschichte dieses Konvoluts wird anhand von drei Objekten in der permanenten Sammlungspräsentation erzählt: Wege der Moderne
Wassily Kandinsky: Abstieg, 1925
Der Kulturstiftung Sachsen-Anhalt ist es mit maßgeblicher Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder, der Saalesparkasse und des Landes Sachsen-Anhalt/Staatskanzlei und Ministerium für Kultur gelungen, für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) ein 1937 durch die nationalsozialistische Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Museum beschlagnahmtes Werk zurückzuerwerben. Es handelt sich um das Aquarell Abstieg (1925) von Wassily Kandinsky (1866–1944).
Das Werk wurde 1929 von Museumsdirektor Alois J. Schardt für das Museum angekauft, 1937 von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt und im gleichen Jahr in der Münchner Femeausstellung diffamierend präsentiert.1940 erwarb es der Kunsthändler Hildebrand Gurlitt, aus dessen Besitz es nach dem Zweiten Weltkrieg in den Kunsthandel gelangte und in der Folge mehrfach den Eigentümer wechselte. Der letzte private Eigentümer in Japan tat 2015 seine Verkaufsabsicht kund. Das Auktionshaus wandte sich daraufhin an das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) und informierte über die Möglichkeit, ein Werk aus der verlorenen Sammlung der Moderne zurückerwerben zu können.
Schenkung eines großen Konvoluts kunsthandwerklicher Objekte
Im Jahr 2017 konnte das Museum eine einzigartige Sammlung, die über ein halbes Jahrhundert mit herausragendem Spezialwissen zusammengetragen wurde, erwerben. Die private Schenkung beläuft sich auf ca. 300 Objekte und beinhaltet vorrangig Gläser, Keramiken und Goldschmiedearbeiten aus der Zeit des Jugendstils und der Art Déco. Sie erweitert, bereichert und ergänzt die Sammlung um zahlreiche exquisite Werke.
Vor allem Werke des Jugendstils von den bekannten lothringischen Künstlern Emile Gallé, den Glasmanufakturen Daum Frères, Legras & Cie., Lalique oder der Cristallerie Saint-Louis sind vertreten. Sie werden ergänzt durch böhmische Gläser und Werke aus den Wiener Werkstätten, u. a. von Koloman Moser, der Glasmanufaktur von Poschinger, Pallme-König & Habel und Moser AG, Karlsbad.
Keramische Objekte von Massier, die durch ihre eindrucksvolle Lüsterglasur bestechen, oder hervorragende Bronzegussarbeiten des französischen Bildhauers Jules Desbois sowie Silber der dänischen Manufaktur Michelsen beeindrucken durch ihre einzigartige Handwerklichkeit.
Zu der großzügigen Schenkung gehören ferner Werke und Werkgruppen von so bekannten Künstlern wie Karl und Fritz Schmoll genannt Eisenwerth, Kyohei Fujita, Karl Wiedmann, Richard Süßmuth, Jean Lurçat oder Fritz Koenig, aber auch eine Kollektion von Modeschmuck der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Einzelne Objekte dieser fantastischen Sammlungserweiterung werden in wechselnden Zusammenstellungen im Rahmen der permanenten Sammlungspräsentation gezeigt: Wege der Moderne
2014 – 2016 erworben
Sammlung Studioglas
Der Erwerb einer einzigartigen Studioglassammlung aus Privatbesitz erweitert die Glassammlung des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) in bedeutendem Maße und mit signifikanten Werken der internationalen zeitgenössischen Glaskunst. Damit gehört das Museum zu den wenigen in Deutschland, die einen exzellenten Überblick über die internationale Entwicklung der Glaskunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geben können. Die erworbene Sammlung umfasst insgesamt 157 herausragende Werke von Künstlern aus Amerika, Japan und verschiedenen Ländern Europas.
Die Sammlungserweiterung wurde durch die großzügige Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Saalesparkasse Halle und der Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) e. V. möglich.
Georg Kolbe: Entwurf für ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus, 1946
Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb die Stadt Halle (Saale) einen Wettbewerb für ein Mahnmal für die Opfer des Faschismus aus. Hierfür schuf der berühmte Bildhauer Georg Kolbe in seinem letzten Lebensjahr das Gips-Modell einer zweifigurigen Gruppe. Eine in die Knie gesunkene Gestalt wird von einer anderen haltend umfangen. Die plastische Behandlung bleibt skizzenhaft mit bewegter Oberfläche. Obwohl Kolbe den ersten Preis in diesem Wettbewerb gewann, wurde das Mahnmal nicht realisiert. Das nur in Gips ausgeführte Modell, das sich in Kolbes Nachlass befand, ließ ein kanadischer Gesandter 1957 gießen.
Der Ankauf wurde möglich durch die großzügige Förderung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Saalesparkasse Halle, der Freunde und Förderer des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) e. V. sowie private Spender.
Gneisenau-Porträt
Der in Großbadegast bei Köthen geborene Franz Krüger zählt zu den bedeutendsten deutschen Malern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Besonders als Porträtmaler und Gestalter großformatiger Paradebilder erlangte er Berühmtheit.
Das Gemälde, welches zu den wichtigsten Werken im Schaffen Krügers gehört, bezeugt des Künstlers Meisterschaft als Porträtist und seine schon zu Lebzeiten gerühmte Fertigkeit als Pferdemaler. Die Klarheit im Bildaufbau wird durch seine hohe Souveränität im Umgang mit der Farbe begleitet, sodass ein monumentales Werk der Erinnerung und Würdigung des Feldmarschalls Neidhardt von Gneisenau entstanden ist.
Der Ankauf wurde durch die großzügige Förderung der Kulturstiftung der Länder, der Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt und des Landes Sachsen-Anhalt möglich.
Das Gemälde ist Teil der permanenten Sammlungspräsentation: Kunst des 17. bis 19. Jahrhunderts
Bis 2014
In Kürze informieren wir Sie an dieser Stelle über die Erwerbungen des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) vor 2014. Eine entsprechende Übersicht ist derzeit in Bearbeitung.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Ihr Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)